BYOD und mobiles Arbeiten – Ein unterschätztes IT-Risiko für KMU

Veröffentlicht am 05. July 2025

BYOD und mobiles Arbeiten – Ein unterschätztes IT-Risiko für KMU

BYOD und mobiles Arbeiten – Ein unterschätztes IT-Risiko für KMU

Die Digitalisierung hat die Arbeitsweise in Unternehmen grundlegend verändert. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) profitieren von mobilen Arbeitsmodellen, weil sie ihren Mitarbeitenden Flexibilität bieten und gleichzeitig Investitionskosten senken können. Doch diese scheinbaren Vorteile sind trügerisch: Die Nutzung privater Geräte – also Bring Your Own Device (BYOD) – bringt erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich. In diesem Artikel analysieren wir praxisnah, wie sich KMU gegen die Gefahren absichern können, die mit BYOD und mobilem Arbeiten verbunden sind. Wir beleuchten gesetzliche Anforderungen, technische Lösungen, strategische Handlungsempfehlungen und zeigen, wie ein strukturierter CyberRisikoCheck helfen kann, Schwachstellen zu identifizieren und Sicherheit zu schaffen – auch ohne eigenes IT-Team.

1. Was bedeutet BYOD und warum ist es in KMU so verbreitet?

BYOD beschreibt die Nutzung privater Endgeräte von Mitarbeitenden für berufliche Zwecke. Mitarbeitende bringen ihre eigenen Laptops, Smartphones oder Tablets mit und verbinden sich damit mit Unternehmenssystemen wie E-Mail, Cloud-Speicher oder CRM. Diese Praxis hat sich gerade in KMU schnell etabliert, weil sie scheinbar unkompliziert ist. Es muss keine zusätzliche Hardware gekauft werden, die Geräte sind dem Mitarbeitenden vertraut, und die Einarbeitung ist gering. Auch spontane Einsätze – etwa im Homeoffice oder auf Reisen – lassen sich flexibel organisieren.

Laut einer Studie von Bitkom (2024) erlauben bereits über 65 % der deutschen Unternehmen die Nutzung privater Geräte. In vielen Fällen geschieht dies informell oder ohne dokumentierte Regeln. Das birgt Risiken: Ohne zentrale Kontrolle über Geräte, Zugriffe und gespeicherte Daten können selbst kleine Sicherheitslücken gravierende Folgen haben. Es fehlt an Übersicht, an technischen Schutzmechanismen und oft auch am Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeitenden.

2. Die unterschätzte Gefahr: Wie BYOD die Tür für Angreifer öffnet

Cyberangriffe zielen immer stärker auf KMU. Laut dem Allianz Risk Barometer 2025 sehen Mittelstandsunternehmen Cybervorfälle erstmals als das größte Unternehmensrisiko. Besonders anfällig sind Systeme mit unkontrollierten Geräten – also genau das Szenario, das durch BYOD entsteht. Denn wenn private Geräte Zugang zum Firmennetz haben, aber keine Sicherheitsstandards einhalten müssen, können Schadprogramme oder Datendiebstahl unbemerkt erfolgen.

Typische Sicherheitslücken im BYOD-Umfeld sind:

  • Veraltete Betriebssysteme: Private Geräte werden seltener aktualisiert.
  • Fehlende Verschlüsselung: Daten auf verlorenen Geräten sind für Angreifer zugänglich.
  • Keine zentrale Verwaltung: Es fehlt die Kontrolle darüber, wer Zugriff hat.
  • Schatten-IT: Mitarbeitende nutzen unkontrollierte Apps wie Dropbox oder WhatsApp für Firmendaten.

Hinzu kommt: Angreifer nutzen oft Social Engineering, um Mitarbeitende zur Preisgabe von Zugangsdaten zu bewegen. Auf privaten Geräten ohne Unternehmensschutz gelingt das besonders leicht. Ein unachtsamer Klick auf eine Phishing-Mail oder die Nutzung eines unsicheren WLANs genügt, um ein Einfallstor zu schaffen.

Ein besonders perfides Beispiel sind sogenannte Deepfake-Angriffe: Stimmen oder Gesichter von Vorgesetzten werden digital gefälscht, um Mitarbeitende zu täuschen. In einem Umfeld ohne technische Schutzbarrieren haben solche Angriffe leichtes Spiel.

3. Rechtlicher Rahmen: DSGVO und Cyberversicherung

Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) macht keinen Unterschied zwischen privaten und dienstlichen Geräten. Entscheidend ist allein, ob personenbezogene Daten verarbeitet werden. Sobald ein Mitarbeitender auf seinem privaten Smartphone Kundendaten speichert, gelten alle Anforderungen an die Datensicherheit. Laut Art. 32 DSGVO sind u. a. folgende Schutzmaßnahmen verpflichtend:

  • Zugriffsschutz (z. B. PIN, Biometrie)
  • Verschlüsselung gespeicherter Daten
  • Regelung für Datenlöschung bei Verlust oder Ausscheiden
  • Protokollierung von Datenzugriffen

Fehlt ein solcher Schutz, kann bereits der Verlust eines unverschlüsselten Handys einen meldepflichtigen Datenschutzvorfall darstellen. Neben Imageschaden drohen Bußgelder – insbesondere, wenn keine organisatorischen Maßnahmen (z. B. eine BYOD-Richtlinie) dokumentiert sind.

Auch Cyberversicherer reagieren auf die Risiken: Viele Policen enthalten heute Leistungsvorbehalte, wenn bestimmte technische Mindeststandards nicht eingehalten werden. Dazu zählen:

  • 2-Faktor-Authentifizierung
  • Verschlüsselung sensibler Daten
  • MDM-Systeme bei BYOD
  • regelmäßige Sicherheits-Schulungen

Wer hier keine Transparenz schafft, riskiert im Ernstfall nicht nur einen Datenverlust, sondern auch die Ablehnung der Versicherungsleistung.

4. Technische Lösungen: Wie KMU mit MDM, Zugriffskontrollen und Containern arbeiten können

Technik kann viel leisten, wenn sie richtig eingesetzt wird. Auch für KMU gibt es heute erschwingliche und leistungsstarke Tools, um private Geräte in die Sicherheitsstrategie zu integrieren.

Mobile Device Management (MDM)

Ein MDM-System ermöglicht die zentrale Verwaltung aller Geräte mit Zugriff auf Unternehmensdaten. Unternehmen können damit:

  • Geräteinventar erstellen und pflegen
  • [Richtlinien zur Passwortstärke](https://cyberrisikocheck.it/blog/post/so-starten-sie-mit-einem-passwort-manager-experten-leitfaden-ohne-it-kenntnisse), Verschlüsselung und Updates durchsetzen
  • Fernlöschung bei Verlust oder Diebstahl durchführen
  • Apps installieren, blockieren oder Container für geschäftliche Inhalte nutzen

Geeignete Tools für KMU sind z. B. Microsoft Intune (Teil von Microsoft 365 Business Premium), Mosyle Business (Apple-Umgebung), Jamf Now oder Flyve MDM (Open Source).

Zugriffsmanagement & Zero Trust

Moderne Sicherheitskonzepte setzen auf das Prinzip Zero Trust: Kein Gerät, keine Anwendung und kein Nutzer wird automatisch als vertrauenswürdig angesehen. Erst nach Prüfung von Identität, Standort und Gerätestatus wird Zugriff gewährt. Dazu gehört auch:

  • 2FA bei allen Logins (z. B. Authenticator-App)
  • Zertifikatsbasierte Authentifizierung für VPN oder WLAN
  • Geofencing: Zugriffe nur aus bestimmten Regionen zulassen

Mit Cloud-Diensten wie Microsoft Entra ID oder Google Workspace Admin lassen sich diese Regeln einfach für KMU umsetzen.

Containerisierung & App-Management

Private und geschäftliche Inhalte lassen sich technisch trennen, z. B. durch App-Container (etwa in Microsoft Outlook, Teams oder OneDrive) oder durch Workspace-Profile auf Android und iOS. So bleibt das private Gerät privat, während Unternehmensdaten zentral schützbar und löschbar bleiben. Das verhindert, dass vertrauliche Informationen z. B. in die private Galerie, WhatsApp oder Dropbox gelangen.

5. Organisatorische Maßnahmen: BYOD-Richtlinie, Schulung & Awareness

Technik allein genügt nicht. Ohne organisatorische Einbettung ist auch das beste MDM wertlos. Deshalb brauchen KMU eine formale BYOD-Richtlinie, die Folgendes regelt:

  • Zulässige Geräte & Betriebssysteme
  • Sicherheitsanforderungen (z. B. Passwort, 2FA, Verschlüsselung)
  • Verbotene Apps & Speicherorte
  • Verfahren bei Verlust, Diebstahl oder Beendigung des Arbeitsverhältnisses

Darüber hinaus sollten alle Mitarbeitenden regelmäßig geschult werden. Gute Schulungsformate sind:

  • 15-minütige Video-Tutorials zur Phishing-Erkennung
  • interaktive Awareness-Trainings mit Gamification
  • regelmäßige Sicherheits-Newsletter oder Simulationen

Plattformen wie SoSafe, LUCY oder CyberRisikoCheck-Schulungen bieten speziell für KMU aufbereitete Inhalte.

6. Der CyberRisikoCheck: Einstieg mit Struktur statt Bauchgefühl

Viele Unternehmen wissen nicht, wo sie stehen. Hier hilft ein strukturierter CyberRisikoCheck. Dieser analysiert:

  • alle eingesetzten Geräte (inkl. privater BYOD-Zugriffe)
  • bestehende [Sicherheitsmaßnahmen](https://cyberrisikocheck.it/blog/post/bsi-sicherheitscheck-din-spec-27076) & Richtlinien
  • rechtliche Risiken (z. B. DSGVO-Konformität)
  • Empfehlungen für Technik, Prozesse & Schulung

Ein Praxisbeispiel: Ein Dienstleister mit 30 Mitarbeitenden identifizierte durch den CyberRisikoCheck 9 private Smartphones mit unverschlüsseltem Zugriff auf das zentrale CRM. Innerhalb eines Monats wurde ein MDM eingeführt, ein VPN eingerichtet und eine Schulung durchgeführt. Ergebnis: Minimierung des BYOD-Risikos bei gleichzeitiger Wahrung der Mitarbeitenden-Flexibilität.

Fazit: Mobile Sicherheit braucht Strategie, nicht Kontrolle

BYOD ist keine Modeerscheinung, sondern Realität in deutschen KMU. Doch wer keine klare Strategie verfolgt, riskiert mehr als nur Datenverlust: Datenschutzverstöße, Reputationsschäden und Cyberangriffe treffen insbesondere kleine Unternehmen hart. Der richtige Weg führt über Struktur statt Chaos, Übersicht statt Vertrauen und Prävention statt Reaktion. Mit einem klaren Konzept aus BYOD-Richtlinie, technischer Absicherung, Schulung und einem CyberRisikoCheck lassen sich mobile Arbeitsformen sicher und DSGVO-konform umsetzen.

Fazit: Mit einem strukturierten BYOD-Konzept und einem gezielten CyberRisikoCheck wird Dein Unternehmen in die Lage versetzt, mobil, sicher und rechtskonform zu arbeiten – auch ohne eigenes IT-Team.

📞 Telefon: +49 (0)30 7478 1308
📩 E-Mail: info@itsupport.onl

← Zurück zur Übersicht