IT‑Sicherheit in Arztpraxen – Wenn Patientendaten zur Schwachstelle werden

Veröffentlicht am 18. July 2025

IT‑Sicherheit in Arztpraxen – Wenn Patientendaten zur Schwachstelle werden

IT‑Sicherheit in Arztpraxen – Wenn Patientendaten zur Schwachstelle werden

Moderne Arztpraxen sind digitale Zentren – mit elektronischer Gesundheitskarte, vernetzten Praxisverwaltungssystemen (PVS) und direktem Zugriff auf die Telematikinfrastruktur (TI). Doch gerade weil sensible Gesundheitsdaten verarbeitet werden, sind Arztpraxen seit gezielten Cyberangriffen besonders gefährdet. Dabei reichen schon unzureichend geschützte Praxis-Endpoints oder Phishing-Mails, um ganze Systeme lahmzulegen.

Ab Oktober 2025 tritt die aktualisierte KBV-IT‑Sicherheitsrichtlinie verbindlich in Kraft. Sie konkretisiert die DSGVO für Arztpraxen und verlangt technische und organisatorische Maßnahmen – von Firewalls über Mitarbeiterschulungen bis hin zu klar geregelten Backup-Konzepten.

1. Warum IT‑Sicherheit kein „nice to have“, sondern Pflicht ist

Patientendaten sind nicht nur äußerst privat, sondern auch rechtlich streng geschützt. Laut GDV-Report würden 78 % der Arztpraxen bei längerem IT-Ausfall erheblich in ihrer Arbeit eingeschränkt – ein Cybervorfall kann also existenzgefährdend sein.

Hacker setzen vermehrt auf gezielte Phishing-Attackenentgegen medizinische Einrichtungen. Ein Klick auf den falschen Link genügt – und Schadsoftware greift via PVS, TI oder tief verwurzelte Praxisinfrastruktur an.

Die Richtlinie der KBV macht klar: IT-Sicherheit ist Chefsache. Denn bei ungeschützten Systemen drohen nicht nur Reputationsverlust und Patientenverschiebungen, sondern auch Bußgelder und berufsrechtliche Sanktionen.

2. Was fordert die KBV‑IT‑Sicherheitsrichtlinie konkret?

Die aktualisierte Version tritt ab 1. Oktober 2025 für alle Praxen in Kraft. Kernpunkte sind:

  • Implementierung von Firewall, Virenschutz, Verschlüsselung und geprüften (!) Backups
  • Regelmäßige Updates und Patchmanagement, besonders für PVS und medizinische Endgeräte
  • Dokumentierte Schulungen zu IT-Sicherheit, gezielte Sensibilisierung gegenüber Phishing und Malware
  • Klare Prozesse beim Personalwechsel (Austritt, neue Mitarbeitende): Accounts sperren, Passwörter ändern
  • Trennung und segmentierte Netzwerke für private Geräte und TI-Komponenten

Für mittlere Praxen (6–20 MA) kommen Notwendigkeiten dazu wie Zugriffsrechte, Richtlinien für mobile Geräte und Verantwortung für Backups. Praxisnetzwerke müssen besonders geschützt werden – z. B. durch UTM-Firewalls oder Konnektor-Reihenbetrieb.

3. Typische Schwachstellen im Praxisalltag

Viele Praxen haben technische Infrastruktur, aber zu wenig Überblick darüber, wie sie eingesetzt wird:

  • Veraltete Systeme: Betriebssysteme ohne Updates oder medizintechnische Geräte mit alten WLAN-Modulen
  • Phishing-Risiken: Rund 80 % aller Cyberangriffe starten mit täuschend echten Emails
  • Netzwerklücken: Keine Segmentierung zwischen Praxisnetz, Gast-WLAN und TI-Verbindungen
  • Unklare Prozesse: Zugangsdaten bleiben bei Ausscheiden – alte Accounts aktiv
  • Fehlende Backups: Oft ungetestet oder lokal gespeichert – für Ransomware ein gefundenes Fressen

4. Praxisbeispiele – Gefährliche Realität statt grauer Theorie

Zahnarztpraxis digital lahmgelegt: Ein verschlüsselter Anhang aus einer angeblichen Lieferanten‑Mail brachte die komplette Praxis‑Software zum Absturz. Ohne gültiges Backup dauerte es wochenlang, bis Patientenakten rekonstruierbar waren – Kosten: mehrere 10.000 €.

Phishing-Angriff am Wochenende: Ein Praxismanager klickte auf einen vermeintlichen TI‑Update-Inhalt. Ohne Monitoring und Alarm ertappt wurde der Angriff erst am Montag, nachdem Patientendaten abflossen.

5. Technische & organisatorische Maßnahmen

5.1 Systemschutz & Netzwerksicherheit

  • Firewall/UTM für TI-Netz, Praxisnetz & Gast-WLAN getrennt absichern
  • Anti-Virus-Software mit zentralem Management (z. B. G‑Data, Praxiswächter)
  • Patch-Management: Betriebssysteme, PVS, TI-Komponenten regelmäßig automatisch updaten

5.2 Backup & Recovery

  • 3-2-1-Backupstrategie: Mindestens drei Kopien auf zwei Medien, eine offsite/backups auch offline
  • Automatisierte Backup-Prozesse mit Wochentests zur Wiederherstellungssicherheit
  • Dokumentation, Verantwortliche benennen, Notfallplan erstellen

5.3 Zugangs- und Benutzerrechte

  • Individuelles Accountmanagement für Mitarbeitende
  • Keine generischen Admin-Konten, Verantwortlichenrechte beschränkt
  • Passwortrichtlinie und Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA)
  • Account-Management bei Ein- und Austritt dokumentiert

5.4 Mitarbeiterschulung & Security Awareness

  • Einweisung beim Start sowie jährlich verpflichtende Updates
  • Phishing-Trainings und simulierte Mailkampagnen
  • Checkliste für sicheres Verhalten (Email, USB, Updates, WLAN)

6. Telematikinfrastruktur & medizintechnische Geräte sichern

TI-Komponenten wie Konnektor oder SMC-B-Karte müssen durch physische Sicherheit, regelmäßige Updates und Netzwerksegmentierung abgesichert werden, denn Angriffe auf die TI können selbst Cyberversicherungen gefährden.

7. Was tun bei einem Verdachtsfall?

  • Infrastruktur sofort isolieren (z. B. WLAN ausschalten, USB entfernen)
  • Passwörter, 2FA, Sessions zurücksetzen
  • Logs aus PVS & Firewall prüfen oder IT-Dienstleister hinzuziehen
  • Patienten & Datenschutzbehörde in 72h informieren (DSGVO §33 ff.)
  • Notfallplan als PDF griffbereit halten

8. CyberRisikoCheck – Effizient & praxisnah zur IT-Resilienz

Viele Praxen kennen ihre Lücken nicht. Der CyberRisikoCheck analysiert PVS, TI, Netzwerk, Backup und Nutzerrechte, erstellt eine Prioritätenliste und zeigt umsetzbare Schritte. Praxisbeispiele: In einer 10-MA-Praxis reduzierte der Check ungesicherte Admin-Accounts von 8 auf 1, führte 2FA ein und testete Wiederherstellung innerhalb eines Tages.

Fazit

IT-Sicherheit in Arztpraxen ist Pflicht – nicht nur, um Datenschutz und TI-Vorgaben zu erfüllen, sondern auch, um den Praxisbetrieb zu sichern. Die KBV-Richtlinie gibt klare Vorgaben – aber die Umsetzung braucht System und Unterstützung. Ein strukturierter CyberRisikoCheck liefert Klarheit und Handlungssicherheit – und lässt Praxen digital resilient und rechtskonform arbeiten.

📞 +49 (0)30 7478 1308
📩 cyberrisikocheck@itsupport.onl

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